Ein wichtiges Instrument bei der Suchmaschinenoptimierung stellen die so genannten Backlinks dar (vgl. [1]). Da aber reziproken Links, wie sie beim gewöhnlichen Linktausch entstehen, weniger Bedeutung zugeschrieben wird, als den unidirektionalen Links, wurden verschiedene Strategien entwickelt um die Attraktivität eines Linktausch zu steigern.
Eine davon wird als Linkwäsche bezeichnet. Im Gegensatz zur Geldwäsche bei der die Herkunft des Geldes verschleiert wird, kann die Herkunft eines Links nicht verschleiert werden (vgl. [2]). Es wird vielmehr die Motivation für das Setzten des Links verschleiert.
Der Begriff selbst bzw. die Verbreitung des Begriffes geht sehr wahrscheinlich auf einen Artikel zum Thema Suchmaschinenoptimierung von Sasa Ebach zurück (vgl. [3]).
Bei einem gewöhnlichen Linktausch handelt es sich um einen gerichteten zyklischen Graphen zwischen zwei Websites A und B.
Abbildung 1: reziproker Link zwischen A und B
Die Abbildung 1 zeigt einen reziproken Link zwischen den Websites A und B, wie er durch einen Linktausch zwischen den beiden Websites entsteht.
Nehmen wir an das B die Anfrage nach einem Linktausch an A gerichtet hat.
Bei der einfachen Linkwäsche wird dann wie folgt verfahren. Es wird eine dritte Website A' eingeführt. Diese ist A zugeordnet, zum Beispiel ein weiteres Projekt des Betreibers von A. Wenn nun B einen Linktausch bei A anfragt, setzt A einen Link zu B unter der Auflage, dass B einen Link zu A'.
Abbildung 2: einfache Linkwäsche
Abbildung 2 zeigt das Ergebnis einer einfachen Linkwäsche, bei einem Linktausch zwischen A und B.
Aus einem gerichteten zyklischen Graphen zwischen A und B, wird durch das Einfügen von A' ein gerichteter azyklischer Graph. Der Graph hängt immer noch zusammen. Jetzt haben sowohl B als auch A, in Form von A' , den jeweils gewünschten Backlink, ohne das ein offensichtlicher Linktausch durchgeführt wurde.
Diese Strategie hat aber den Nachteil, dass sie relativ einfach aufzuspüren ist. Angenommen es handelt sich bei der Website A um einen backlinkpflichtigen Webkatalog und beim Linkpartner Bi (i = 1, ..., n) um die jeweiligen Websites die um einen Eintrag in diesen ersuchen. Dann ist es durch einen einfach Abgleich möglich die einfache Linkwäsche aufzudecken. Dabei werden die von A ausgehenden Links zu Bi verfolgt und dann die Links die von den Bi ausgehen. Diese werden anschließend miteinander verglichen, verweisen mehrere bzw. fast alle der Bi auf ein und dieselbe Website liegt die Vermutung nahe das es sich dabei um Linkwäsche handelt, siehe nachfolgende Abbildung 3.
Die doppelte Linkwäsche stellt eine Erweiterung der einfachen dar, bei der nur das Ziel des geforderten Backlinks geändert wird. Bei der doppelten Linkwäsche wird sowohl das Ziel wie auch die Quelle des Backlink geändert. Die durch diese Erweiterung entstehenden gerichteten Graphen sich nicht mehr zusammenhängend.
Angewandt auf unser Beispiel mit den zwei Websites A und B bedeutet dies folgendes. B stellt einen Anfrage nach einem Linktausch an A. Nun werden zwei weitere Websites A' und B' eingeführt, wobei A' zu A und B zu B' zugeordnet wird. Wenn nun B einen Linktausch bei A anfragt, setzt A einen Link zu B unter der Auflage, dass B einen Link von B' auf A' setzt.
Abbildung 4: doppelte Linkwäsche
Wenn wir annehmen das kein Link zwischen B und B' existiert und auch keiner zwischen A und B', entstehen zwei nicht zusammenhängende gerichtete Graphen zwischen A und B und zwischen B' und A'. So haben beide Parteien den gewünschten Backlink. Durch die Aufspaltung des reziproken Links in zwei scheinbar unabhängige Links, wird das Entdecken desselbigen erschwert.
Im Zuge der Studie wurden backlinkpflichtige Webkataloge auf die oben beschrieben Varianten der Linkwäsche hin untersucht. Die Untersuchung von 98 backlinkpflichtiger Webkataloge hatte folgendes Ergebnis.
einfach LW
doppelte LW
keine
# Kataloge
27
1
70
% der Kat.
27.55%
1.02%
71.43%
Wie die obige Tabelle zeigt ist die einfache Linkwäsche mit 27.55% verbreitet. Die doppelte Linkwäsche kommt mit 1.0 % deutlich seltener vor. Die unterschiedlichen Ergebnisse lassen sich zum Teil durch die Unterschiede in der Komplexität der zwei Verfahren erklären. Während bei der einfachen Linkwäsche nur eine der Parteien eine zweite Website braucht, und diese zudem nur als Ziel dient, ist bei der doppelten nötig das beide Parteien eine zweite Website besitzen. Hinzu kommt unter Umständen, dass die Linkquelle gegebenfalls bestimmte Merkmale hinsichtlich Thema, Qualität usw. erfüllen muss. Wobei sich dieses Problem durch eine dritte Partei C, welche zum Beispiel im Gegenzug für Geld der Partei B Backlinks zum Setzen zur Verfügung stellt, lösen ließe.
Auch wenn der Umfang der untersuchten Webkataloge gering erscheinen mag, hat sich m.E. gezeigt, das es sich bei der Linkwäsche nicht nur um ein theoretisches Konstrukt handelt, sondern das auch praktische Umsetzungen desselbigen gibt.
1Sascha Frank: E-mail:frank@faw.uni-freiburg.de
2Da die Texte der SL-Serie nicht in Stein gemeißelt sind, sind Änderung möglich bzw. ggf. nötig. Alle Rechte vorbehalten. Comments are welcome.
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