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V. Die Aue im Jahr Sieben nach der Sternenwende


ieder einmal war eine Gesandtschaft zum Fest der Drachen gereist, und wieder einmal waren die Gefährten mit mehr Fragen und Rätseln denn Antworten in die Aue zurückgekehrt: Was sollte man tun mit dieser mysteriösen Frucht von einem Baum des Lebens aus der Welt der Drachen? Wie war das alles zu verstehen, was sich zugetragen hatte, als sie begonnen hatten, "Loki´s Sohn" zu suchen? Und vor allem - was hatte das alles mit Schrumpf zu tun, mit der unheilvollen Bedrohung aus dem Westen zu tun, mit der Aue zu tun...?

ährend alle noch rätselten, und die unterschiedlichsten und wildesten Theorien entwickelt wurden von "sphärischen Abweichungen" und "elementarem Kraftausgleich", und eigentlich keiner mehr richtig weiter wusste, traf der erste der ausgesandten Boten wieder ein. Es war Mercutio, der als erster wieder zurückkehrte und berichtete, dass im Osten so weit das Auge reicht und der Fuß trägt alles so ist, wie es immer war. Dies war zweifelsohne eine gute Nachricht, die insbesondere Zarasus sehr freute, dessen einstige Heimat doch dort im Lande der aufgehenden Sonne liegt. Sehr beängstigend hingegen war, dass auch in den folgenden Wochen und Monaten nichts zu hören oder zu sehen war von den anderen der Boten die einst ausgezogen waren. War nur noch der Osten und der Norden einem freien Wanderer sicheres Land...?

eder Elara vom Walde und Dwalin Eisenfaust, die nach Westen gegangen waren, kehrten wie einst vereinbart bis zum Auentreffen zurück, noch Festus der Barmherzige oder der Zwerg Ingrimish, die gen Süden aufgebrochen waren. Stattdessen jedoch hatte sich wenige Tage vor dem Treffen ein vom Schrecken gezeichnetes Kräuterweib namens Feronia in die Aue verirrt. Sie berichtete manch wirre Geschichte, von Baumseelen in kleinen Säckchen, die sie durch den alten Wald geführt hätten - fest stand jedoch, dass sie aus Westen gekommen war, und zuvor tagelang durch verbranntes Land gewandert war.

ls sie durch die gute Pflege in der Aue bald wieder etwas zu sich kam wurden auch ihre Erzählungen ein wenig klarer und so konnte sie selbst beim Auentreffen über das Gesehene berichten: Offensichtlich war das Land jenseits des Alten Waldes auf mehrere Tagesmärsche hin völlig zerstört und leblos, davor wiederum jedoch ganz unbeschadet. Es schien, als wäre eine große Welle der Zerstörung und des Todes gegen den Alten Wald angerannt und habe in den Brandungstrudeln alles hinweggefegt, was ihm im Wege stand. Keiner mochte auszusprechen was alle dachten - undenkbar, wenn Elara und Dwalin in diesen Fluten ihr Leben gelassen hätten!
Zwar konnte Feronia auf die bemerkenswert schlaue Frage Karls hin keine vernünftige Erklärung liefern, warum sie sich denn dann überhaupt in dieses tote Land begeben hatte - jetzt jedenfalls schien die eigentliche Bedrohung jedenfalls nicht mehr im Westen zu stehen, denn sonst hätte es dieses Kräuterweib wohl kaum bis in die Aue geschafft.

ass von Festus und Ingrimish aus dem Süden nichts zu hören war beunruhigte Lüdovik und Herovik sehr, lag dort unten doch auch die Heimat des einstigen Markgrafen und seines Heermeisters, und sie hatten in all den Jahren nie vergessen, was sie dort einst zurückgelassen hatten. Die höfliche Bitte, gemeinsam gen Süden reisen zu dürfen, konnte und wollte ihnen niemand verwehren, wenngleich es ein schwerer Verlust war für die anstehenden Herausforderungen, hatten die beiden doch zuvor manches Mal mit ihrem Schwert den Gesandtschaften der Aue treue Dienste geleistet. Lethanon bat, die beiden im Auftrag der Aue begleiten zu dürfen, und auch ihm wurde diese Bitte gewährt.

ur was sollte sonst geschehen? Manche Bewohner der Aue argwöhnten, diese andere Dimension in der die Drachenwelt liegt sei wie ein Fluch für die Aue und man solle sich lieber mehr mit dem beschäftigen, was im unmittelbaren Umfeld der Aue passiert. Andere hingegen beriefen sich auf Schrumpf, und das er es einst war, der diese Reise und Suche nach Antworten in dieser andere Welt für unerlässlich erachtete. Und wieder anderen schien die Frucht vom Baum des Lebens wie der Stein der Weisen: Man müsse sie nur eingraben und alle Probleme wären gelöst.
Es war kein leichtes, hier auch nur den Ansatz der Eintracht wieder herzustellen, der die Aue und die Auentreffen einst ausgemacht hatten. Zwar bemühten sich die Ratsmitglieder redlich die Diskussionen der Bewohner und Freunde der Aue in geordnete Bahnen zu lenken und dies gelang schließlich auch, richtig glücklich mit dem Ergebnis waren jedoch wohl nur die wenigsten. Man hatte beschlossen, die Frucht des Baums des Lebens wieder in die Welt der Drachen zurück zu bringen, denn das Einpflanzen schien nach der Erfahrung mit dem Drachenei wenige Jahre zuvor dann doch zu gewagt, wusste doch niemand, was dann diesmal wohl passieren würde...
Stattdessen eben sollte doch wieder eine Gesandtschaft das Fest der Drachen bereisten und die Avatarin des Grünen Drachen daselbst um Rat fragen - und natürlich Ausschau halten nach Schrumpf, wurden die Veränderungen in der Aue doch immer erheblicher und wünschte man sich doch nichts sehnlicher, als seine Rückkehr...

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