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IV. Im Lande der Orks
s blieb denn im sechsten Jahr nach der Sternenwende entsprechend auch nur eine kleinere,
aber nicht minder tapfere Gruppe, die sich zum Feste der Drachen aufmachte: Corvus von der
Aue und seine Gefährtin Marelena, Fynnighan vom Wald und Karl Wurfarm Zinnentreffer,
sowie die langjährigen Freunde der Aue Zarasus von der Osten und der Spielmann Sarafin.
Auf dem Feste selbst wollten sie drei alte Weggefährten wiedertreffen: Den Elbenkrieger
Lethanon, Lüdovik von Hirschbühl sowie seinen treuen Diener, den Heermeister Herovik.
ie Schreckensherrschaft der Orks, die in den letzten zwei Jahren im Lande der Drachen
gewütet hatte, war unübersehbar. Zwar trafen sie schnell auf ihre Freunde und das
Wiedersehen wurde, wie es seit jeher Brauch in der Aue ist, gebührend gefeiert - das Lager
des grünen Drachen, dem sich die Gesandtschaft wieder angeschlossen hatte, lag jedoch auch im
Schatten der riesigen Orkfeste und so blieben diese friedlichen Stunden rar.
Außerhalb des schützenden Lagers fanden nach der Sitte der Orks andauernd Kämpfe statt,
was das freie Fortkommen und die Suche nach Hinweisen erheblich erschwerte. Die Gefährten
der Gesandtschaft versuchten natürlich trotzdem einen Weg um die Kämpfe herum zu finden
und konnten dabei feststellen, dass viele der Orks in der Welt der Drachen offensichtlich über
mehr Ehrgefühl unterlegenen Gegner gegenüber verfügten als manche menschliches Wesen
(...). Unbenommen davon stellten die Grünhäute natürlich nach wie vor eine unberechenbare
Bedrohung dar, was sie mit ihren ständigen Angriffen auch auf das Lager des grünen Drachen
auch immer wieder unter Beweis stellten.
ei ihrer Suche nach Schrumpf stießen die Gefährten immer wieder auf den Namen "Loki´s
Sohn", konnten sich jedoch keinen Reim darauf machen, zumal es wohl in der Welt der
Drachen gleich mehrere Wesenheiten dieses Namens gab.
ines Tages dann wendete sich die Avatarin des grünen Drachen daselbst an die
Gesandtschaft: Es wurden würdige Beschützern für den "Baum des Lebens" gesucht, der wohl
mächtigsten Pflanze im Reiche der Drachen überhaupt. Die Gesandtschaft beschloss, diese
ehrenvolle Aufgabe im Auftrag des Grünen Drachen zu übernehmen, denn wie Fynnighan vom
Wald vielleicht etwas zu schnell anmerkte: "Mit mächtigen und magischen Bäumen kennen wir
uns aus!"
s stellte sich jedoch heraus, dass die Aufgabe gar nicht so einfach war wie gedacht, da der
Baum erst einmal gefunden werden musste, hatte er sich doch erneut vor den Orks versteckt.
Die Gesandtschaft streifte also lange Zeit suchend durch den Wald, wobei Corvus und
Fynnighan nicht zu beneiden waren, denn ihre Gefährten waren im Wald wahrlich nicht
zuhause...
Da war zum einen der Spielmann, der laut singend herumspazierte oder Zarasus, der die
Einöde gewöhnt den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sah. Marelena hielt sich zwar tapfer
aufrecht, man sah ihr aber an, dass sie das Wasser stark vermisste und natürlich Karl, der
nicht müde wurde sich einzureden, man würde am Ende diesen Baum dann fällen, um dann
einen feinen Katapult daraus zu bauen...
o war es denn wirklich beeindruckend, dass die beiden den Wald gewöhnten Freunde es nicht
nur schafften, den Baum des Lebens zu finden, sondern auch dass die ganze Gruppe am Leben
blieb und ihnen die Orks nicht in Heerscharen folgten. Den Baum dann zu bewachen hingegen
war da schon wesentlich einfacher. Zarasus hielt seine Axt von Karl fern, Marelena goss
zärtlich das junge Pflänzchen und der Spielmann sorgte für die notwendige Verpflegung.
Glücklicherweise blieb es auch den ganzen Tag über ausgesprochen friedlich und die
Gesandtschaft musste nie zu den Waffen greifen. Des Abends kam die Avatarin selbst zum
Baume um einige der Früchte zu ernten und sie war, man glaubt es kaum, doch recht angetan
von unserem Kobold Karl, der ihr tatsächlich die Geschichte vom alten Phillippus, Aurelius,
Theophrastus, Bombastus Zinnentreffer erzählte - und zwar in voller Länge!
ür die erfolgreich erfüllte Aufgabe erhielten die Mitglieder der Aue dann von der Avatarin
eine apfelartige rote Frucht vom Baum des Lebens, die sie später mit in die Aue zurückbrachte.
ine weitere ereignisreiche Episode wiederfuhr Corvus von der Aue. Eines Tages kam eine
junge und offensichtlich unerfahrene Druidin in das Lager des grünen Drachens mit einer
erstaunlichen Bitte: sie benötige für ein wichtiges Ritual des grauen Drachen einen Splitter
von einem Druidenstab. Corvus, der von dieser naiven und unschuldigen Bitte aufs tiefste
ergriffen ward konnte nicht widerstehen und bot an der jungen Dame zu helfen. So nahm er den
Stab des Lichts von Luthenin, das Geschenk seines Meisters, um der jungen Druidin zu
geben, wonach sie verlangte. Mit der allergrößten Sorgfalt entfernte er einen winzigen Splitter
aus dem magischen Holz und übergab in der überglücklichen Bittstellerin.
Doch oh je, der Stab des Hüters konnte diese Schwächung wohl nicht verkraften und zerbrach,
kaum hatte Corvus seine Hand davon genommen. Der Hüter brach in grosses Jammern aus
und obwohl all seine Gefährten herbeieilten und im Trost zusprachen war er nicht mehr zu
beruhigen. Er hatte er das Geschenk seines Meisters, das ihm Trost und Zuversicht in
dunklen Stunden bringen sollte, entehrt und vielleicht auch unwiederbringlich zerstört. Er hatte
sich als nicht würdig erwiesen...
och manches Übel birgt auch etwas Gutes, und als Corvus schon daran dachte sich die
Kleider vom Leib zu reissen und als Bettler durch die Lande zu ziehen, erschien plötzlich ein
seltsames Geistwesen, welches ihm zuflüsterte: "Du hast eine gute Tat begangen, und auch
wenn die Folgen dir nicht gut erscheinen so sollst doch auch Du Kraft daraus schöpfen. Dein
Meister wird Dir nicht zürnen oder enttäuscht sein, nur weil Du einer hilflosen Seele geholfen
hast." Und zur Verwunderung der Gefährten, die das alles nicht mitbekamen, stand Corvus
erstarkt und gekräftigt aus seiner Trauer auf. Er schien gealtert, und doch jünger als je zuvor,
und sprach mit kräftiger Stimme: "Ich werde das Licht von Luthenin wieder erstrahlen
lassen!"
ie junge Druidin, merklich beeindruckt von diesen Ereignissen, entschuldigte sich zutiefst
und erzählte, wohl um irgendwie den angerichteten Schaden wieder Gut zu machen, den
Gefährten alles was sie über Loki´s Sohn wusste und versprach, bei der weiteren Suche nach
diesem zu helfen.
Als dann jedoch am späten Abend ein Bote kam und in ihrem Namen kund tat, die
Gesandtschaft müsse sich umgehend aufmachen und ein Ritual des Chaos am großen
Ritualplatz stören, da waren sich die Gefährten nicht einig - und letzten Endes die Chance
vertan noch ehe ein Entscheidung gefunden ward. Ob man sich damit ein großes Unglück
erspart hatte, oder aber doch eher eine große Chance Schrumpf zu finden vertan hatte, ist bis
heute nicht geklärt.
raditionell fand am darauffolgenden letzten Tag des Festes der Drachen die große
symbolische Schlacht der Drachenlager statt, in der der Sieger und Ausrichter für das nächste
Fest ermittelt wurde. Das Lager des Grünen stand in einer Allianz mit dem Grauen, dem
Silbernen und dem stählernen Drachen. Gegenüber standen die Nordmannen, der Rote und
der Goldene. Chaos und der Schwarze hatten sich bis zum Beginn der Schlacht noch nicht
entschieden, die Orks hingegen hatten sich schon vor der Schlacht auf offenem Feld selbst
hingemetzelt, waren sie doch angesichts einer blutigen Niederlage gegen eine Übermacht der
Ansicht, dass Orks die einzig wahrhaft ehrbaren Gegner wären um zu sterben...
Die Allianz des Grünen Drachen konnte den Sieg erringen. Zum eigentlichen Sieger des
Festes wurde schließlich der Graue Drache erklärt, der danach von seinem Bruder dem
Stählernen verraten wurde - was diesem, wie in den "Berichten aus dem Drachenlande"
nachzulesen ist, wiederum das Leben kostete.
ie Gesandtschaft hingegen kehrte unbeschadet zurück in die Aue, um viele Erfahrungen
reicher, doch auch sehr niedergeschlagen, hatten sie es doch nicht geschafft, den Drachen aus
dieser anderen Sphäre mit in die Aue zurückzubringen.
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